Künstliche Befruchtung als letzte Chance aufs Babyglück

Frauen mit verklebten Eileitern verhilft die moderne Medizin ebenso zum Wunschkind, wie solchen mit Hormonstörungen sowie Männern mit unbeweglichen oder zu wenigen Spermien.

Knapp 50 000 Frauen unterzogen sich 2011 einer Befruchtung im Labor, 2500 mehr als noch im Vorjahr. „Immer mehr Frauen entscheiden sich erst spät für eine Familie“, erklärt Klaus Bühler, Reproduktionsmediziner am Kinderwunsch-Zentrum Ulm und Stuttgart und Vorsitzender des Deutschen IVF-Registers (DIR). „Ab dem 32. Lebensjahr nimmt die Chance auf ein Baby kontinuierlich ab, irgendwann wird es auf natürlichem Weg sehr schwer.“

Bei den Männern lässt die Qualität der Spermien insgesamt seit Jahren nach

Was diese Entwicklung verursacht, weiß niemand genau. Wenn die sogenannte ART (Assisted Reproductive Technology, die ärztlich unterstützte Reproduktion) ins Spiel kommt, geht es im Wesentlichen um drei Verfahren: Neben der IVF-Befruchtung sind das die ICSI (Intracytoplasmatische Spermieninjektion) und die sogenannte Insemination.

Alle drei Methoden beginnen gewöhnlich mit einer hormonellen Stimulation der Frau über zehn bis 14 Tage hinweg. Per Nasenspray und Spritze werden die Eierstöcke dazu angeregt, Eibläschen zu bilden und heranreifen zu lassen. Bei der Insemination wird genau zum Zeitpunkt des Eisprungs der im Labor aufbereitete Samen mit einem Schlauch in die Gebärmutter eingebracht. Das Verfahren kommt zum Einsatz, wenn die Spermienqualität des Mannes nicht zu sehr eingeschränkt ist.

Für IVF und ICSI muss die Frau in den OP-Saal. Sind die Eibläschen (Follikel) auf mindestens 1,7 Zentimeter herangewachsen, werden sie punktiert, das heißt unter Narkose mit einer Nadel durch die Scheide abgesaugt. Bei den für IVF und ICSI gängigen Stimulationen gewinnt man etwa fünf bis 15 Eizellen, im Durchschnitt sind es neun, junge Frauen bilden mehr, ältere deutlich weniger.

An Spermien zu gelangen ist leichter

Der Mann masturbiert beim Fortpflanzungsmediziner. Statt im Eileiter treffen die Spermien im Labor auf die Eizellen, bei der IVF auf der gläsernen Kulturschale, bei der ICSI unterm Mikroskop. Ärzte spritzen die Samenzelle direkt ins Ei, damit sie sicher ans Ziel kommt. Für das Paar folgt ein Tag des Hoffens.

Wenn die Eizelle anfängt, sich zu teilen, setzen Ärzte der Frau nach zwei bis fünf Tagen zwei bis drei Embryonen mit Hilfe eines Katheters in die Gebärmutter ein. Nun müssen die Paare 14 Tage lang abwarten, ob sich mindestens einer der Embryonen einnistet und eine stabile Schwangerschaft auslöst.

http://www.focus.de/gesundheit/baby/schwangerschaft/tid-29130/reproduktionsmedizin-auf-dem-vormarsch-kuenstliche-befruchtung-als-letzte-chance-aufs-babyglueck_aid_902565.html