Die Last der späten Mutterschaft
Der Fall der 64-Jährigen, die in Aschaffenburg ein Kind bekommen hat, bringt die herkömmlichen Vorstellungen von Familie und Generationenfolge durcheinander.
Im Oktober brachte eine 51-jährige Frau aus Brasilien Zwillinge zur Welt. Die biologischen Familienverhältnisse erwiesen sich als nicht einfach, denn die 51-Jährige war nicht die genetische, sondern die Leihmutter der beiden Jungen. Allerdings blieb die Nachkommenschaft in der Familie, denn die Eizellen, die befruchtet worden waren, stammten von ihrer eigenen Tochter.
Die Brasilianerin brachte mit den Kindern, die sie gebar, zugleich ihre Enkel zur Welt. Ähnlich irritierende Familienverhältnisse wurden im Sommer auf einer Fachtagung vorgestellt: Mediziner berichteten von einer 35-jährigen Rechtsanwältin aus Kanada, die ihrer Tochter Eizellen gespendet hatte, damit sie diese später austragen kann.
Die Tochter ist sieben Jahre alt und leidet an einer Chromosomenstörung. Daher wird sie nie genetisch eigene Kinder bekommen können. Sollte sie eines Tages die Eizellen ihrer Mutter befruchten lassen und Nachwuchs zur Welt bringen, würde sie ein Kind bekommen, dass genetisch ihr Halbgeschwister wäre.
Auch der Fall der 64-Jährigen, die in Aschaffenburg – als vermutlich bisher älteste Frau in Deutschland – ein Kind bekommen hat, ist dazu geeignet, herkömmliche Vorstellungen von Familie und Generationenfolge durcheinanderzubringen. Die Eizelle stammt von einer 25-jährigen Spenderin aus dem Ausland und wurde mit dem Samen des ebenfalls 64-jährigen Ehemannes befruchtet.
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