Großmutter (53) bringt eigene Enkelin zur Welt
Weil ihre Tochter keine Kinder mehr austragen konnte, hat sich Cindy Reutzel dazu entschieden, als Leihmutter einzuspringen. Jetzt hat sie ihre eigene Enkelin geboren. Das Happyend eines Krebs-Dramas.
Zärtlich drückt die Frau mit dem silbergrauen Haar das neugeborene Mädchen an sich und streicht ihr übers Köpfchen. Nur sechs Tage zuvor hat Cindy Reutzel aus Naperville im US-Bundesstaat Illinois die kleine Elle Cynthia Jordan, die so friedlich in ihren Armen schläft, auf die Welt gebracht.
Doch die Mutter des Babys ist die 53-Jährige nicht, wie man vielleicht vermuten könnte. Sie ist die Großmutter: Cindy Reutzel hat ihre eigene Enkelin ausgetragen.
Mit der Schwangerschaft hat sie ihrer Tochter Emily Jordon (29) den Lebenstraum von einer Familie erfüllt, der absolut unmöglich schien. Emily konnte keine Kinder mehr bekommen, nachdem sie zwei Jahre zuvor eine schreckliche Diagnose erhalten hatte. Eigentlich war Emily mit ihrem Mann Mike wegen eines positiven Schwangerschaftstests zum Arzt gegangen; die beiden wünschten sich schon lange ein Baby.
Doch nach der ersten Untersuchung kam der Arzt kopfschüttelnd ins Behandlungszimmer zurück, erinnert sich Emily in einem Interview. Die Diagnose: Emily hat Gebärmutterhalskrebs. „Ich kann gar nicht beschreiben, was das für ein Gefühl war, herauszufinden, dass man Krebs hat und damit keine Chance mehr, ein Baby auszutragen“, sagte Emily weiter. Sie entschied sich für einen Abbruch, um mit ihrem Überlebenskampf gegen den Krebs zu beginnen.
Ärzte retteten intakte Eizellen
Auch für ihre Mutter Cindy Reutzel war die Diagnose ein Schock. „Zu wissen, dass Emily und Mike niemals diesen Teil ihres Lebens miteinander teilen können, hat mir einfach das Herz gebrochen“, erzählte sie im Interview vor der Geburt. Und so machte sie ihrer Tochter ein außergewöhnliches Angebot: als Leihmutter einzuspringen. Mit Anfang 50.
Ihre Tochter reagierte skeptisch auf das Angebot: „Wir dachten, dass sie das körperlich nicht schaffen könnte. Wir haben das nicht als realistische Möglichkeit in Betracht gezogen.“ Doch je mehr sie miteinander über diese Option sprachen, desto fester wurde ihr Entschluss, es tatsächlich zu probieren. Immerhin hatten die Ärzte während der Krebsbehandlung ein paar von Emilys intakte Eizellen retten können. Nach einer künstlichen Befruchtung ließ sich Cindy diese einsetzen. Der Plan klappte, sie wurde schwanger.
Anfangs hätte sie sich Sorgen um die Reaktionen der anderen gemacht, erzählt Cindy. Die meisten Menschen hätten dann jedoch doch positiv auf die Schwangerschaft reagiert. Trotz der Schwangerschaft und der Geburt von Elle ist sich Cindy Reutzel sehr bewusst über ihre Rolle: Sie war vorher schon die Großmutter und sie ist es auch nach der Geburt: „Das Resultat dieser Sache ist, dass zwei wunderbare Menschen ihr Baby haben werden.“
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