Was ist effektiver: Gebärmutter-Transplantation oder Aufbau des Endometriums?
In Tübingen haben zwei Frauen nach einer Transplantation der Gebärmutter Kinder zur Welt gebracht.
Eine Gebärmuttertransplantation erfordert viele Schritte: Gebärmutterentnahme, Verpflanzung, In-vitro-Fertilisation und Kaiserschnitt. Dass zwei gesunde Kinder zur Welt kamen, ist ein großer Erfolg.
Es ist zu betonen, dass die eingepflanzte Gebärmutter spätestens nach dem zweiten Kind wieder entfernt werden soll, damit die Frau die Einnahme von Immunsuppressiva aufzuhören könnte.
Zwei Frauen brachten am Universitätsklinikum in Tübingen jeweils ein Kind zur Welt, nachdem ihnen zuvor Gebärmütter von Spenderinnen transplantiert worden waren. Beide Mütter konnten aufgrund des Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndroms keine Kinder bekommen.
Die sogenannte absolute uterine Infertilität aufgrund des angeborenen Fehlens, einer Fehlbildung oder des Verlusts der Gebärmutter zum Beispiel durch eine Krebserkrankung betrifft drei bis fünf Prozent aller Frauen und galt bis vor kurzem als praktisch unheilbar. Die einzigen Möglichkeiten für diese Frauen, Mütter zu werden oder genetisch eigene Kinder zu bekommen, waren die Adoption oder die Leihmutterschaft, die Letzte aber ist in Deutschland verboten.
Schweden ist Vorreiter bei dieser neuen Operationsmethode. Im Jahr 2014 wurde dort zum ersten Mal ein Kind nach der Transplantation einer Gebärmutter geboren. Bisher wurden rund um den Globus 60 Gebärmütter transplantiert, infolge solcher Uterustransplantation wurden 17 Kinder weltweit geboren. Im deutschsprachigen Raum wird diese Art der Transplantation nur im Rahmen von Forschungsprojekten durchgeführt.
Doch das Verfahren bleibt umstritten, obwohl diese Sensation in erster Linie die Machbarkeit der modernen Medizin zeigt. „Wesentlicher Bestandteil des ärztlichen Ethos ist die Pflicht, Patienten nicht zu schaden. Bei einer Uterus-Transplantation wird eine gesunde Spenderin einer äußerst invasiven Maßnahme – nämlich einer mehrstündigen Operation – unterzogen, die für sie keinen gesundheitlichen Nutzen hat. Das widerspricht diesem medizinethischen Prinzip“, sagt Medizinethikerin Claudia Bozzaro von der Universität Freiburg.
„Das Verfahren ist extrem aufwendig und kostspielig, zudem stehen nicht genügend Spenderinnen zur Verfügung“, sagt Bozzaro.
In den letzten Jahren ist für Wunschmütter eine Alternative entstanden – eine Autotransplantation des Endometriums. Aber dies ist nur in dem Fall möglich, wenn eine Frau eine intakte Gebärmutter hat, und eine problematische Gebärmutterschleimhaut.
Diese Methode ist sehr schonend und human. Erstens dazu wird keine Spenderin benötigt, weil für die Behandlung das biologische Material der Wunschmutter benutzt wird. Zweitens bleibt nach der Geburt die Gebärmutter erhalten und wird nicht entfernt, wie im Fall der Gebärmuttertransplantation.
Die Gebärmutterhöhle ist mit Endometrium bekleidet. Die obere Schicht des Endometriums reift aus und wird jeden Monat abgestoßen und ausgeschieden, das ist die Menstruation. Und die untere basale Schicht wird nicht abgestoßen, das ist das konstante Gewebe. Das ist ein Nährstoff für Embryo, in dem sich ein Embryo einnistet, wenn er in die Gebärmutterhöhle kommt.
Gerade nach der Implantation setzt eine Schwangerschaft ein. Wenn es kein Endometrium gibt, oder es eine schlechte Struktur hat, dann kann sich sogar der beste Embryo nicht einnisten. Weil es einfach keinen Platz dazu gibt. Gerade das „schlechte“ Endometrium ist die häufigste Ursache der IVF-Fehlversuche.
In diesem Fall ist das Problem durch die Autotransplantation des Endometriums zu lösen. Wie erfolgt das? Mit Hilfe eines Endoskops sucht der Arzt ein kleines unversehrtes Stück des Endometrium-Gewebes. Dies sollte reichen. Der Teil wird entnommen und danach in einer Petrischale kultiviert. Anschließend wird es in die Gebärmutter der Wunschmutter eingesetzt.
Die Prozedur ist viel sicherer als die Gebärmuttertransplantation von einer Spenderin, weil die Wahrscheinlichkeit einer Inkompatibilität des Gewebes nahezu ausbleibt. Das Risiko einer Abstoßungsreaktion ist gleich null, deswegen kommt es nicht zur Gebärmutterentfernung wie im Fall der Gebärmuttertransplantation. Es versteht sich von selbst, dass wenn eine Patientin keine Gebärmutter hat, auch eine Autotransplantation des Endometriums nicht hilft.
Das ist aber eher eine Seltenheit. Normalerweise liegt das Problem der fehlgeschlagenen Empfängnis im ungeeigneten Embryo und im schlechten Endometrium. Die hohe Qualität des Embryos wird unter anderem durch die IVF-Prozedur gewährleistet, und das gute Endometrium durch die Autotransplatation des Endometriums. Das nicht qualitative Endometrium galt bisher als eine direkte Indikation für Leihmutterschaft. Nun kann sich alles ändern.
Quellen:
https://derstandard.at/2000103694978/Zwei-Kinder-in-Deutschland-nach-Uterustransplantationgeboren
https://www.sueddeutsche.de/wissen/transplantationsmedizin-babys-aus-omas-gebaermutter-1.4459774