6. DVR-Kongress: Kinderwunsch-Experten tagen in Hamburg
Die Geburt des weltweit ersten Babys nach einer Gebärmuttertransplantation vor fast genau einem Jahr macht tausenden Frauen Hoffnung und ist der Forschung des schwedischen Gynäkologen Prof. Mats Brännström zu verdanken. In diesen Tagen wird der gefeierte Pionier der Universität Göteborg auf dem 6. Kongress des Dachverbands Reproduktionsbiologie und -medizin e.V. (DVR) in der Hansestadt erwartet. Im Congress Center Hamburg (CCH) diskutieren vom 3. bis 5. Dezember 2015 rund 800 Reproduktionsmediziner, Biologen und Andrologen verschiedenster Fachrichtungen aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse rund um die Kinderwunschbehandlung. Medienvertreter sind herzlich willkommen.
„Neue Technologien optimieren die menschliche Fortpflanzungsmedizin und eröffnen damit Chancen auf das Wunschkind für immer mehr Menschen in Deutschland, die ungewollt kinderlos sind“, sagt Prof. Dr. Georg Griesinger mit Blick auf die enormen Fortschritte im Bereich der Reproduktionsmedizin und Andrologie, der Endokrinologie, Biologie und Genetik. Der Direktor der Sektion für gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck leitet den 6. DVR-Kongress gemeinsam mit dem Chefarzt der Klinik für Urologie am Südharz Klinikum Nordhausen, Dr. Matthias Beintker. Nicht zuletzt zeigt diese fachübergreifende Präsidentschaft deutlich, dass die Behandlung von Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch stets interdisziplinär erfolgt, denn die Ursachen liegen etwa zu gleichen Teilen bei Mann oder Frau oder bei beiden und sind vielfältig.
Ursachen der Infertilität stehen deshalb auch für die Grundlagenforscher, Kliniker und Biologen aus insgesamt neun Organisationen und Verbänden auf der Agenda des 6. DVR-Kongresses. Dazu gehören neben gutartigen Wucherungen der Gebärmutterschleimhautzellen, der sogenannten Endometriose, auch Lifestyle und Umweltfaktoren sowie die Risiken für Mann und Frau durch eine Infektion unfruchtbar zu werden. Nach einem Jahr Präimplantationsdiagnostik in Deutschland ist es für die Reproduktionsmediziner außerdem Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen. Ganz aktuell werden im CCH eine frühe Prägung des Embryos durch die Techniken der assistierten Reproduktion und die Bedeutung des präkonzeptionellen Screenings auf mögliche Erbkrankheiten der Eltern diskutiert. Ebenfalls auf dem Programm: das Einfrieren von Keimzellen. Die sogenannte Kryokonservierung ermöglicht heute den Erhalt der Zeugungsfähigkeit von Mann und Frau bei Krebserkrankungen, wird bisher aber nur knapp 40 Prozent der Patienten angeboten. „Hier bedarf es noch viel Aufklärungsarbeit“, sagt Kongresspräsident Prof. Griesinger. Das gilt ebenso für das „Social freezing“, dem Einfrieren von unbefruchteten Eizellen für eine spätere künstliche Befruchtung aus nichtmedizinischen Gründen. „Die Kryokonservierung ist trotz guter Befruchtungsraten keine Versicherung für ein Baby. Außerdem denken viele Frauen zu spät an diese Option, denn die Erfolgsaussichten sinken, wenn die Eizellen jenseits des 35 Lebensjahres gewonnen werden“, so der Lübecker Gynäkologe.
Mit Spannung wird in Hamburg auch die Veröffentlichung des D.I.R.-Jahrbuchs 2014 des Deutschen IVF-Registers (D.I.R.) erwartet, das unter anderem Auskunft über die Anzahl assistierter Befruchtungen und Schwangerschaftsraten hierzulande gibt. Zuletzt zeigten sich die Experten alarmiert von dem mit durchschnittlich 35,2 Jahren hohen Alter der behandelten Frauen. Und natürlich spricht Prof. Mats Brännström im CCH über sein weltweit einmaliges Forschungsprojekt an der Universität Göteborg, in dessen Verlauf inzwischen drei weitere Babys geboren wurden, die in einer transplantierten Gebärmutter heranwuchsen. Angesicht dieser Erfolge stellt sich auf dem 6. DVR-Kongress die Frage: Kann die Uterustransplantation eine Alternative für die in Deutschland verbotene Leihmutterschaft sein?
Antwort auf diese und andere Fragen erhalten Journalisten auf den rund 40 Veranstaltungen des DVR-Kongresses. Sie sind dort herzlich willkommen und zur Pressekonferenz am Donnerstag, 3. Dezember 2015 von 13.45 bis 14.45 Uhr im CCH, Saal 15 / 1. OG eingeladen. Die Themen und Referenten werden in den nächsten Tagen bekannt gegeben.
Hinweis: Der Dachverband Reproduktionsbiologie und -medizin e.V. (DVR) besteht aus folgenden Organisationen und Verbänden: Arbeitsgemeinschaft Reproduktionsbiologie des Menschen e.V. (AGRBM), Arbeitskreis Andrologie der Dermatologen (AAD), Deutsche Dermatologische Gesellschaft e.V. (DDG), Arbeitskreis Donogene Insemination e.V. (ADI), Bundesverband Reproduktionsmedizinischer Zentren e.V. (BRZ), Deutsche Gesellschaft für Andrologie e.V. (DGA), Deutsche Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin e.V. (DGGEF), Deutsche Gesellschaft für Reproduktionsmedizin e.V. (DGRM), Deutsches IVF-Register e.V. (D-I-R), Sektion Reproduktionsbiologie und -medizin (SRBM) der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie e.V. (DGE).
Quelle: http://www.presseportal.de/pm/118916/3179482