
Eltern im Unglück
Je unglücklicher deutsche Eltern nach der Geburt des ersten Kindes sind, desto seltener bekommen sie offenkundig ein zweites Kind. Das gilt vor allem für Eltern, die über 30 sind und einen hohen Bildungsstandard haben. Das zeigt eine Studie des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MPIDR), die in der Zeitschrift „Demography“ erschienen ist. „Die Ursache für die niedrige Geburtenrate in Deutschland – sie liegt seit 1980 bei unter 1,5 Prozent – ist damit nicht nur die steigende Anzahl Kinderloser“, so die Forscher. Ein weiterer Grund sei, wie wohl sich Eltern nach der Geburt des ersten Kindes fühlen. Denn obwohl sich die meisten Eltern ein zweites Kind wünschen, bekommen sie nicht immer eines.
Glück oder Unglück?
In ihrer 1984 gestarteten Langzeitstudie analysierten die Forscher das Wohlbefinden von 2016 Eltern im Zeitraum von zwei Jahren vor der Geburt bis ein Jahr nach der Geburt des ersten Kindes. Sie unterschieden dabei zwischen Mann und Frau, Eltern über und unter 30 Jahren und zwischen Eltern mit höherem und niedrigeren Bildungsstand.
„Nur 30 Prozent der Teilnehmer gaben an, ihre Zufriedenheit habe ein Jahr nach der Geburt des ersten Kindes im Vergleich zum Jahr vor der Geburt nicht abgenommen“, berichten Rachel Margolis und Mikko Myrskylä vom MPIDR. Im Durchschnitt sei das Wohlbefinden auf einer Skala von eins bis zehn um 1,4 Einheiten gesunken. Über ein Drittel der Befragten habe sogar ein Minus von zwei oder mehr Einheiten angegeben.
Je größer der Verlust an Zufriedenheit war, desto unwahrscheinlicher bekamen die Eltern ein zweites Kind. Während es dabei keinen Unterschied zwischen Mann und Frau gab, entschieden sich Eltern seltener für ein Geschwisterkind, wenn sie mit mindestens 30 Jahren das erste Kind bekamen und wenn sie wenigstens zwölf Jahre in ihre Ausbildung investiert hatten.
„Als Grund für die Abnahme ihres Wohlbefindens gaben die meisten Eltern Schlafmangel, Schwierigkeiten in der Partnerschaft und der Verlust der eigenen Freiheit an“, so Myrskylä. Familienpolitiker sollten sich daher besonders um Eltern kümmern, die gerade ihr erstes Kind bekommen hätten.
Quelle: http://www.faz.net