Präimplantationsdiagnostik
Als Präimplantationsdiagnostik bezeichnet man zellbiologische und molekulargenetische Untersuchungen, die dem Entscheid darüber dienen, ob ein durch In-Vitro-Fertilisation erzeugter Embryo in die Gebärmutter eingepflanzt werden soll oder nicht. Man anwendet PID dafür, um bestimmte Erbkrankheiten und schädliche Besonderheiten der Chromosomen zu erkennen. Sie kann aber auch zur Erzeugung eines Babys, das als Organspender für ein erkranktes Geschwister geeignet ist, eingesetzt werden („Retterbaby“) oder zur Auswahl des Geschlechts oder bestimmter erblicher Eigenschaften des Kindes.
Die PID wurde bereits bei der Zeugung von über 10.000 angewendet. Sie ist seit 1990er Jahren verfügbar. Sie ist ethisch und politisch umstritten, da sie grundlegende Fragen nach dem Wert – und der Zulässigkeit der Bewertung − werdenden Lebens aufwirft. In vielen Ländern, darunter den meisten europäischen Ländern, ist die PID gesetzlich geregelt und für teils unterschiedliche Anwendungen erlaubt – in Deutschland ausschließlich zur Vermeidung von schweren Erbkrankheiten, Tot- oder Fehlgeburten.
Die Präimplantationsdiagnostik ist eine genetische Untersuchung eines In-Vitro erzeugten Embryos bevor der Implantation in die Gebärmutter der Frau. Am dritten Tag nach der Befruchtung, wenn ein Embryo aus sechs oder zehn Zellen besteht, werden eine oder zwei Zellen entnommen und auf bestimmte Gendefekte (Genmutationen) hin untersucht. Gewöhnlich wird zur Präimplantationsdiagnostik auch das Aneuploidie-Screening gezählt, bei dem der Embryo auf das Vorliegen überzähliger Chromosomen oder das Fehlen von Chromosomen überprüft wird.
1900 war in England das erste Kind geboren, bei dem, um eine X-chromosomale Erbkrankheit zu verhindern, war das Geschlecht mithilfe der PID festgestellt worden. Das Kind, bei dem eine monogene Erbkrankheit ausgeschlossen worden war, kam zur Welt zwei Jahre später. Die Zahl bis heute nach der PID geborenen Kinder liegt bereits über 10 000. Die PID wird heute nicht nur für Nachweis von etwa 200 Erbkrankheiten genutzt, sondern auch für andere Zwecke wie um die Erfolgsrate der IVF zu erhöhen oder zur Geschlechterselektion.
Das wichtigste Anwendungsgebiet der Präimplantationsdiagnostik ist der Nachweis genetisch bedingter Krankheiten.
Schrittweise wird die PID nur mit dem Ziel durchgeführt, das Geschlecht der Embryos auszuwählen. Dabei geht es in den USA wie auch in Europa darum, Familien ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Mädchen und Jungen zu ermöglichen, so dass keine generelle Präferenz für eines der Geschlechter beobachtet werden kann. In anderen Ländern stellt der Wunsch nach männlichen Nachkommen dagegen die wesentliche Motivation für die Geschlechtsselektion dar. In Europa wird die PID in knapp 2 % der Fälle zur Selektion des Geschlechts ohne Krankheitsbezug angewendet. In den USA sind es etwa 10 % aller PID-Zyklen.